Extinktionslernen 

Extinktionslernen, auch als Auslöschungslernen oder Verlernen bezeichnet, beschreibt in der Psychologie den Prozess, während dessen eine zuvor konditionierte Verhaltensreaktion oder -weise gegenüber einem spezifischen Stimulus schrittweise reduziert und letztlich vollständig eliminiert wird, wenn dieser Stimulus nicht mehr in systematischer Weise mit einer verstärkenden oder bestrafenden Konsequenz verknüpft ist. Dieser Mechanismus ist wesentlich, da er Individuen ermöglicht, sich an geänderte Umweltbedingungen anzupassen, indem er die Persistenz von Verhaltensmustern verhindert, die keine adaptive Funktion mehr erfüllen.Ein Text! Sie können ihn mit Inhalt füllen, verschieben, kopieren oder löschen.

 

Klassische Konditionierung

Im Rahmen der klassischen Konditionierung wird ein ursprünglich neutraler Stimulus – etwa ein spezifischer Ton – wiederholt mit einem unbedingten Stimulus gekoppelt, der automatisch eine physiologische Reaktion, wie nämlich Speichelfluss bei Hunden, hervorruft (Beispiel Pawlowscher Hund). Mit fortschreitender Wiederholung erwirbt der vormals neutrale Stimulus die Fähigkeit, die entsprechende Reaktion eigenständig und ohne das Vorhandensein des unbedingten Stimulus zu induzieren. Beim Extinktionslernen erfolgt anschließend die wiederholte Präsentation des bedingten Stimulus in Abwesenheit des unbedingten Stimulus, wodurch die konditionierte Reaktion sukzessive abgeschwächt und schließlich vollständig eliminiert wird.

 

Operante Konditionierung

Im Rahmen der operanten Konditionierung, in der Verhaltensweisen durch die systematische Anwendung von Verstärkungen oder Bestrafungen modifiziert werden, spielt der Prozess der Extinktion eine zentrale Rolle. Wird eine Handlung, die infolge positiver Verstärkung erlernt wurde, fortan nicht mehr belohnt, so führt dies zu einer sukzessiven Abnahme ihrer Ausführungsfrequenz, da die konditionierte Erwartung der positiven Konsequenz verloren geht.

 

Verlernen ist nicht Vergessen

Es ist wesentlich zu betonen, dass Extinktionslernen nicht impliziert, dass die zuvor konditionierte Information vollständig aus dem Gedächtnis eliminiert wird. Stattdessen verbleibt die ursprüngliche Assoziation latent, sodass sie unter bestimmten Bedingungen – beispielsweise bei Stress oder in einem ähnlichen Kontext – reaktiviert werden kann. Dies bedeutet, dass die durch Extinktion herbeigeführte Verhaltensmodifikation nicht als dauerhaft betrachtet werden kann, da das ursprüngliche Verhalten unter spezifischen Umständen wieder auftreten kann.

 

Bedeutung für die Therapie

Extinktionslernen bildet einen grundlegenden Mechanismus in der Behandlung von Angststörungen. Im Rahmen von Expositionstherapien werden Patientinnen und Patienten wiederholt mit dem angstauslösenden Stimulus konfrontiert, ohne dass die befürchteten negativen Konsequenzen eintreten. Dies fördert den Prozess des Auslöschens der bisherigen Assoziation, sodass letztlich erlernt wird, dass der betreffende Reiz nicht länger mit Angst verknüpft ist.

 

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Extinktionslernen ein bedeutsamer Lernprozess darstellt, der Individuen befähigt, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen und nicht mehr adaptive oder irrelevante Verhaltensmuster zu verlernen. Dabei impliziert dieser dynamische Prozess nicht, dass die ursprünglichen Lerninhalte vollständig aus dem Gedächtnis verschwinden; vielmehr wird deren Abruf gehemmt, wobei unter bestimmten Umständen eine Reaktivierung möglich bleibt.

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