Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) stellt einen transdiagnostischen Ansatz der "dritten Welle" der kognitiven Verhaltenstherapie dar, der darauf abzielt, Individuen die Fähigkeit zu vermitteln, emotionalen Herausforderungen mit einer Haltung von Achtsamkeit und Empathie zu begegnen. Gleichzeitig fördert dieser Ansatz, dass Menschen sich auf jene Lebensbereiche konzentrieren, die sie als persönlich bedeutsam erachten.
In der praktischen Anwendung zeichnet sich die Akzeptanz- und Commitment-Therapie weniger durch den Einsatz festgelegter Methoden aus, sondern vielmehr durch eine spezifische therapeutische Grundhaltung. Diese kann in mehreren zentralen Prinzipien zusammengefasst werden, die das methodische Vorgehen und die therapeutische Beziehung prägen.
Schmerz gehört zum Leben dazu
Verschiedene Weisheitslehren betonen, dass Schmerz und Leid integrale Bestandteile menschlicher Existenz darstellen. Die Fähigkeit des Menschen zum symbolischen Denken und zur kognitiven Problemlösung ermöglicht es, äußeren Herausforderungen meist wirksam zu begegnen. Wird jedoch versucht, diese Strategien auf innerpsychische, insbesondere emotionale Erlebnisse zu übertragen, zeigen sich häufig erhebliche Begrenzungen. Im Rahmen der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) wird das Bestreben, unangenehme Gefühle und Gedanken aktiv zu unterdrücken oder zu vermeiden, als Erlebensvermeidung bezeichnet. Diese Tendenz trägt maßgeblich zur Entstehung und Aufrechterhaltung psychischen Leidens bei, da sie über das unvermeidbare, zum Menschsein gehörende Schmerzerleben hinaus zusätzliche Belastungen schafft. Somit resultiert das psychische Leiden aus dem Zusammenspiel lebensimmanenter schmerzhafter Erfahrungen und der fortwährenden Anstrengung, diesen Schmerz abzuwehren.
Menschen gehen nicht kaputt und machen keine Fehler
Die weitverbreitete Neigung des Menschen, unangenehmen inneren Erfahrungen mit Vermeidung zu begegnen, ist als universelles Phänomen zu betrachten und resultiert aus der evolutionär entwickelten Fähigkeit zum symbolischen Denken sowie zur Problemlösung. In der Praxis zeigt sich, dass Erlebensvermeidung ein grundlegendes menschliches Verhalten darstellt, das im Alltag häufig Anwendung findet. Führt dieses jedoch zu psychischen Belastungen, die professionelle Unterstützung erforderlich machen, so weist das aus der Perspektive der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) nicht auf ein individuelles Defizit hin. Vielmehr wird angenommen, dass betroffene Personen in eine durch Sprache vermittelte Falle ineffektiver Bewältigungsstrategien geraten sind und in diesen verharren.
Gesellschaftliche Konditionierung ist häufig von Maximen wie „Don’t worry, be happy!“ oder dem Imperativ, Gefühle kontrollieren zu müssen, geprägt. Solche internalisierten Überzeugungen begünstigen den Rückgriff auf wenig hilfreiche und potenziell schädliche Strategien im Umgang mit aversiven inneren Erfahrungen. Aus dieser Perspektive erscheint die Grundhaltung der ACT als konträr zur gesellschaftlichen Norm, da sie sich explizit gegen Empfehlungen wie „Denk lieber nicht darüber nach!“ oder „Man muss immer optimistisch bleiben!“ positioniert. Für Therapeut*innen und Praktiker*innen ergibt sich daraus, dass der adäquate Erwerb von ACT-Kompetenzen insbesondere durch die Anwendung der Prinzipien im eigenen Alltag gefördert wird.
Radikale Akzeptanz impliziert die vollständige Anerkennung der aktuellen Realität, ohne ihr mit Widerstand oder Ablehnung zu begegnen. Es geht darum, Situationen in ihrem gegebenen Zustand zu akzeptieren, anstatt zu versuchen, sie zu verändern oder einen alternativen Zustand zu idealisieren. Im Rahmen der ACT werden Klientinnen und Klienten dazu angeleitet, herausfordernde Emotionen und Situationen anzunehmen und wertzuschätzen, anstatt sie zu negieren oder zu vermeiden, wobei diese als temporäre Erlebnisse betrachtet werden.
Die Methode der radikalen Akzeptanz stammt aus der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT), die von Marsha Linehan entwickelt wurde und ursprünglich auf die Behandlung von Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung ausgerichtet war. Inzwischen hat diese Technik jedoch auch Eingang in andere therapeutische Ansätze und wird zunehmend im Coaching angewandt.
Verhaltensänderung
Die ACT unterstützt Individuen dabei, sich auf ihre persönlichen Werte zu fokussieren und ihr Handeln so zu strukturieren, dass es diesen Werten entspricht – selbst wenn dies bedeutet, sich
unangenehmen Emotionen auszusetzen.
Achtsamkeit
Im Rahmen des Ansatzes werden Techniken der Achtsamkeit eingesetzt, die darauf abzielen, die Präsenz im aktuellen Moment zu fördern. Dies erfolgt durch eine nicht-wertende Beobachtung der eigenen
Gedanken und Gefühle.
Psychische Flexibilität
ACT strebt die Entwicklung einer psychischen Flexibilität an, welche es ermöglicht, sich adaptiv an unterschiedliche Situationen anzupassen und dynamisch auf Herausforderungen zu reagieren.
Zusammenfassend legt ACT nahe, dass der Verzicht auf den Kampf gegen unerwünschte innere Zustände – obwohl dieser Ansatz zunächst kontraintuitiv erscheinen mag – einen zentralen Mechanismus darstellt, um psychisches Leid zu reduzieren.